Als ich 1981 in den Orden eingetreten bin war für mich eigentlich alles klar: Ich wollte Professor an der Jesuitenhochschule in München werden, ein sinnvoller Schwerpunkt schien mir die Auseinandersetzung mit den Grundlagen des Marxismus zu sein – damals herrschte schließlich noch der kalte Krieg.
Dann machte ich 1986 ein Praktikum bei der Caritas Würzburg und lernte während der ersten „ Flüchtlingswelle“ erstmals die Härte kennen, mit welcher unser Staat Geflüchtete behandelt: Arbeitsverbot, Essenspakete, Sammelunterkünfte, konstante Angst vor Ablehnung und Abschiebung. Mir war klar: Was für mich inakzeptabel wäre darf auch nicht anderen übergestülpt werden. Und da helfen keine Bücher, sondern praktisches Engagement. Seither bemühe ich mich um eine sozial gerechtere Welt.
2019 irritierte mich der Schulstreik der FridaysForFuture. Wozu das? Schließlich trat ich doch auch seit der Publikation der „Grenzen des Wachstums“ 1972 für mehr Nachhaltigkeit ein! Aber nun erst verstand ich, was „Kipppunkte“ im Klimasystem bedeuten. Nochmals mehr schockierte mich der unbefristete Hungerstreik von sechs jungen Menschen während des Bundestagswahlkampf 2021. Sie wollten so eine stärkere Befassung mit den Themen Klimawandel und Artensterben einfordern, da uns die Möglichkeiten zu angemessenem Handeln schnell schwinden. Seither engagiere ich mich für eine systemische Gesamtsicht, denn soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit gehören lokal, regional, national und global untrennbar zusammen.
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