Solidarität mit Mutter Mechthild Thürmer

Am morgigen Dienstag steht die Äbtissin von Kirchschletten, Mutter Mechthild Thürmer, in Bamberg vor Gericht wegen mutmaßlicher Beihilfeleistung zu unerlaubtem Aufenthalt. Grund dafür ist der Einspruch von Mutter Mechthild gegen einen Strafbefehl der Bamberger Staatsanwaltschaft, nach deren Willen sie 2500 Euro hätte bezahlen müssen. Damit verbunden wäre ein Schuldeingeständnis gewesen, aber Mutter Mechthild sieht nicht, gegen welches konkrete Gesetz praktizierte christliche Nächstenliebe verstößt. Entsprechend widersprach Mutter Mechthild dem Strafbefehl.

Deshalb solidarisieren sich die Jesuiten des Nürnberger Zentrums für die Sozial-Ökologische Transformation mit Mutter Mechthild. Wir vertrauen darauf, dass es, wie in den im vorigen Jahr verhandelten beiden Fällen von Bruder Abraham Sauer (Münsterschwarzach) und Schwester Juliana Seelmann (Oberzell) zu einem glatten Freispruch auch für Mutter Mechthild kommen wird.

Im Einzelnen erklären wir:

Joe Übelmesser SJ, Seelsorger: „Ich kenne Mutter Mechthild in meiner Rolle als Seelsorger im Kloster Kirchschletten. Sie ist eine äußerst gewissenhafte und hilfsbereite Frau, der das Wohl jedes Einzelnen sehr am Herzen liegt. Wenn Sie das Gesetz brechen sollte, dann nur aus einer extremen Gewissensnot heraus.“

Dieter Müller SJ, Jesuiten Flüchtlingsdienst & stellv. Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche: „Von den in 2022 in Bayern schätzungsweise 200 Kirchenasylen haben wir hier im Ukama-Zentrum sieben gewährt. Und in diesem Jahr konnten wir bereits drei junge Männer bei uns aufnehmen. Auch wir prüfen jeden Einzelfall und entscheiden uns nur dann für ein Kirchenasyl, wenn in dem eigentlich zuständigen EU-Mitgliedstaat schwere Menschenrechtsverletzungen drohen.“

Jörg Alt SJ, Migrationswissenschaftler und Aktivist: „Wir müssen uns auf klimawandelbedingte Massenfluchtbewegungen einstellen. Schon jetzt sind drei Milliarden Menschen in ihrer Existenz bedroht, machen wir weiter so, werden viele von Ihnen ihre Heimat verlieren. Darauf müssen wir uns vorbereiten, ohne zu vergessen, dass es um menschliche Einzelschicksale geht. Kirchenasyl ist ein Weg, dieses zu schützen.“

Klaus Väthröder SJ, Hausoberer: „Recht und Gesetz sind wichtige Güter, die nicht unbedacht verletzt werden sollten. Aber wir alle wissen, dass kein Gesetz und kein Verwaltungsverfahren gründlich genug sein kann, um menschlichen Einzel- und Härtefällen gerecht zu werden. Insofern ist Kirchenasyl, auch bei uns im Ukamazentrum, ein Beitrag, Unrecht und Ungerechtigkeit zu vermeiden.“

Zum Hintergrund:

Artikel im Fränkischen Tag vom 23.2.2023, hier ohne Paywall. Und: Ein Beispiel für ein Kirchenasyl hier im Ukamazentrum