Als ich 1986 nach dem Theologiestudium in den Jesuitenorden eintrat, hat mich vor allem das Programm des Ordens dazu motiviert: „Der Auftrag der Gesellschaft Jesu heute besteht im Dienst am Glauben, zu dem die Förderung der Gerechtigkeit notwendig dazugehört.“ Da wollte ich mitmachen! Ich studierte Volkwirtschaft, um zu verstehen, wie unsere Wirtschaftsordnung funktioniert und warum diese so viel Armut und Ungleichheit hervorbringt. Meine Studien wollte ich während eines zweijährigen Aufenthalt in Venezuela fortsetzen. Aus den zwei Jahren wurden dann zwölf.

In Caracas war ich währen dieser Jahre an der Jesuitenuniversität, in unserem Sozialzentrum Centro Gumilla und in den Armenviertel tätig. Im Barrio Catuche war ich Teil eines Urbanisierungsprojektes. Gemeinsam mit den Bewohnern arbeiteten wir an der Integration des Barrios in die Stadt und an der nachhaltigen Entwicklung einer modernen Infrastruktur. Es waren interessante Jahre, die vor allem durch die schillernde Figur Hugo Chavez und seiner Idee des Sozialismus des 21. Jahrhunderts geprägt waren.

Seit 2007 bin ich Leiter von jesuitenweltweitin Nürnberg und Wien, dem internationalen Hilfswerk der Jesuiten in Deutschland Österreich, das weltweit Partnerprojekte unterstützt im Einsatz für Entwicklung und Bildung, Glaube und Gerechtigkeit, Ökologie und Frieden. Neben der eher traditionellen Projektunterstützung finanzieren wir in den letzten Jahren immer mehr Projekte, die mit dem Klimawandel zu tun hatten: Hilfe bei Überflutungen und bei Hungersnöte aufgrund von Dürren und vor allem Anlagen zur Stromerzeugung durch Photovoltaik. In unserem Zentrum Ukama für sozial-ökologische Transformation sehe ich eine große Chance, diese Transformation bei uns und im globalen Süden zu vernetzen und ein Stück weit voranzubringen.