Jesuiten beschäftigen sich mit Klimanotfall und Aktivismus

In der am Ende des Symposions verabschiedeten Pressemeldung heißt es:

Jesuiten in Zentraleuropa unterstützen das Engagement junger Klimaaktivisten und wollen ihren eigenen Einsatz für eine sozial-ökologische Transformation verstärken. Auf ihrem Jahrestreffen in Vierzehnheiligen setzten sich 155 Jesuiten mit dem Klimanotfall auseinander und der daraus erwachsenden Notwendigkeit für eine sozial-ökologische Transformation. Als externe Referenten wurden Vincent Gewert und Lea Bonasera eingeladen, die beide in der Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv sind. In ihren Vorträgen berichteten sie vom aktuellen Stand der Klimakrise. Es wird wohl nicht mehr gelingen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Vielmehr bestünde aktuell die Gefahr, dass wir uns dem Weg in eine drei Grad heißere Welt befinden.

„Die Klimakrise ist eine existentielle Krise, die unsere Lebensgrundlagen und damit die Möglichkeit gesellschaftlichen Wohlstandes schlechthin bedroht. Wenn wir den Hebel zu einer post-fossilen Gesellschaft nicht sofort umlegen, werden wir die 1,5-Grad-Grenze mit Sicherheit überschreiten“ sagt Provinzial Bernhard Bürgler. Rasches Handeln ist notwendig, da schon ab einer Erderhitzung von 1,5 Grad Kippunkte im Klimasystem erreicht werden können. Bei Kippunkten handelt es sich um kritische Schwellen im Erdsystem, deren Überschreitung eine unkontrollierbare Eskalationsspirale lostritt. Der Provinzial betont, dass die Klimafrage zugleich auch eine Frage der globalen Gerechtigkeit ist. Denn von der Klimakrise sind zuerst und am stärksten diejenigen betroffen, die am wenigsten zu ihr beigetragen haben. Viele Menschen im Globalen Süden spüren die Auswirkungen der globalen Erhitzung bereits seit Jahrzehnten. Im Jahr 2030 könnten die ökonomischen Kosten der Klimakrise in Ländern des Globalen Südens 580 Milliarden jährlich betragen. „Die Rolle der Kirche ist es, die Armen und Unterdrückten der Welt zu unterstützen sowie sich für den Schutz der Lebensgrundlagen und das Gemeinwohl einzusetzen. Hier sind wir Jesuiten im reichen Globalen Norden in der Pflicht und so tragen es Jesuiten aus dem Globalen Süden auch an uns heran“, so der Provinzial.

Gegen weitere Investitionen in fossile Energie und Infrastruktur regt sich zunehmend gesellschaftlicher Widerstand. Auf diesem Hintergrund beschäftigte sich das Treffen der Jesuiten auch mit den aktuellen Protesten durch Bürger*innen der „Letzten Generation“ wie Lea Bonasera, die mit Blockaden ein Ende der Finanzierung neuer fossiler Infrastruktur in In- und Ausland fordern. In diesem Zusammenhang wurden auch in dieser Woche wieder 11 Menschen verhaftet und ihre polizeiliche Gewahrsamnahme um bis zu sechs Tage verlängert.

Der Jesuit Jörg Alt sieht die Notwendigkeit solcher Aktionen. Er selber nahm an der Aktion EssenRettenLebenRetten der „Letzten Generation“ teil und wartet aktuell auf seinen Strafprozess wegen besonders schwerem Diebstahl. „Es kann Zeiten geben, in denen gewaltfreier Ziviler Ungehorsam oder Ziviler Widerstand nötig ist, um eine Beschäftigung mit dringenden Fragen unübersehbar und unignorierbar zu machen. Es kann keine Lösung sein, Protestierende reihenweise wegzusperren, ohne sich mit deren wohlbegründeten und dringlichen Anliegen auseinanderzusetzen. Sobald dies geschieht, und das versichern die Aktivisten, haben die Blockaden und Störungen ein Ende“, so Jörg Alt.

Der Orden bekräftigte auf seinem Jahrestreffen zudem die Absicht, sein eigenes Engagement verstärken zu wollen. Teil dieser inhaltlichen Ausrichtung ist die Gründung des Sozial-Ökologischen Zentrums in Nürnberg.